Stöberprüfung – 20. September 2025 in Kitzingen

Die Stöberprüfung hat sich seit zwei Jahren fest im Veranstaltungskalender unserer Sektion etabliert und findet im Waldgebiet „Klinge“ in unmittelbarer Nähe zum Golfplatz in Kitzingen statt.

Magnus Latzel, der mit seiner Gwendolyn vom Kanonenturm den Tagessieg errungen hat, hat eine sehr lesenswerte, humorvoll und anschaulich geschriebene Kurzgeschichte über seinen Prüfungstag verfasst, die es verdient hat, hier ungekürzt veröffentlicht zu werden.

Ein strahlender Septembertag im Kitzinger Stadtwald

Welch erhabenes Schauspiel bot sich den Augen: Der Himmel in einem makellosen Azurblau, die herbstlich würzige Luft von einer sanften Brise durchweht, der Rasen so smaragdgrün, wie man ihn nur von den Golfplätzen der grünen Insel kennt. Während die Golfer eifrig mit Drivern und Puttern ihr Handicap zu verbessern suchten, parkten mittendrin – welch reizvoller Kontrast! – geländegängige Fahrzeuge mit den ehrwürdigen Patinaspuren echter Waidmannsarbeit, und Menschen in den bewährten Erdtönen der Jagd versammelten sich zum Stelldichein.

So präsentierte sich die Kulisse, als die Sektion Würzburg am 20. September 2025 zur Stöberprüfung lud und acht hoffnungsvolle Gespanne dem Ruf folgten. Der Golfclub Kitzingen, der Jägerschaft wohlgesonnen und stets bereit, Parkmöglichkeiten zu gewähren, bot erneut seine Gastfreundschaft dar. Im Gegenzug bemühen sich die grünen Männer sichtlich, Schwarzwildschäden auf den heiligen Greens zu minimieren – eine durchaus praktikable Symbiose zwischen Sport und Waidwerk.

Der Aufbruch in die „Klinge“

Alsbald setzte sich die Fahrzeugkolonne vom Parkplatz in Bewegung, um in den Kitzinger Stadtwald „Klinge“ zu pilgern und dort in das eigentliche Prüfungsgeschehen einzutauchen. Am malerisch gelegenen Schießplatz wurden kulinarische Köstlichkeiten kredenzt – mit Ausnahme der hausgemachten Leberwurst, die offensichtlich dem Vergessen anheimgefallen war, was jedoch der allgemeinen Stimmung keinen Abbruch tat.

Da der Zweck einer Prüfungsdurchführung laut Prüfungsordnung nicht ausschließlich der leiblichen Stärkung des Führers dienen soll, ging es unverzüglich über zu den weniger genussvollen, aber unumgänglichen Aspekten: Papierkrieg, Richterbesprechung, Verlosung und diverse taktische Planungen seitens der Gespanne. Die Lose waren gezogen, die Prüfungsmodalitäten geklärt, und alle Gespanne standen in den berühmten Startlöchern.

Die Gehorsamsfächer – oder: Die Kunst der Kontrolle

Das Prüfungsgeschehen begann munter im Stangenholz mit dem Appell. Hier stellt sich dem Hundeführer stets die philosophische Grundsatzfrage: Soll man diese Gehorsamsfächer angeleint oder abgeleint absolvieren? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist bekanntlich noch besser. Da mir meine verehrten Altvorderen schon stets gepredigt hatten, die Leine sei die Nabelschnur zwischen Hundeführer und seinem Vierbeiner – zur Verteidigung besagter Altvorderen sei angemerkt, dass Männer zu deren Zeit in den Geburtsprozess noch nicht so weitreichend involviert waren, um sich eingehende Gedanken über das Schicksal der Nabelschnur zu machen -, befestigte ich kurzerhand die Umhängeleine an Gwendolyn, schon allein, damit das nächtliche Einfetten derselben nicht völlig vergebens gewesen wäre.

Nach einer beschaulichen Pirsch durch den sonnendurchfluteten Wald, die keine nennenswerten Wildsichtungen erbrachte, entfaltete ich eine jener überdimensionierten Hundedecken, die in der jagdlichen Praxis niemals zum Einsatz kommen – allein schon deshalb, weil neben der Brotzeit und dem obligatorischen Notfallflachmann samt diversen Blattern und anderen unverzichtbaren Waidmannsutensilien schlichtweg kein Platz dafür vorhanden ist.

Der treue Jagdgefährte wurde sorgsam mittig drapiert, die einfallenden Sonnenstrahlen auf ihre Intensität geprüft und der Platz als durchaus erträglich für die vorgeschriebene fünfminütige Hundepause erachtet. Die vierbeinige Dame wurde kurzerhand an einer stattlichen Buche vertäut, woraufhin der einsame Jäger hinter ein nahstehendes Gewächs pirschte, um sich dort selbst in Deckung zu begeben.

Der seiner Eigenverantwortung überlassene Hund wusste aus vorangegangenen Übungseinheiten, dass ein Verharren auf der Unterlage nicht nur erwünscht, sondern geradezu verlangt wurde. Da zerriss ein Schrotschuss die herbstliche Waldidylle – spähen von der Deckung ist durchaus gestattet – VERFEHLT! Außer einigen Blättern, die gemächlich zu Boden segelten, war nichts zu verzeichnen. Der Eichelhäher hatte sich als zu behände erwiesen und war dem Flintenschützen erfolgreich entkommen. Ein zweiter Schuss folgte – abermals daneben. Die Euphorie des Hundes war dahin, der Führer stand kurze Zeit später mit einem etwas debilen Grinsen an der Decke und lobte überschwänglich. Wie im Homeoffice der freien Wirtschaft – da wird man auch fürs Herumliegen gelobt.

Zwischenfälle und Dackeleigensinn

Dann folgte das bekannte Warten mit den anderen Gespannen. Plötzlich durchschnitt ein Schreck die Luft – eine wohlbekannte Frauenstimme brüllte… pardon, maßregelte einen Hund. Ein Teilnehmer hatte es doch tatsächlich gewagt, ohne besagte Nabelschnur gesichert zu agieren, woraufhin sein Vierbeiner kurzerhand die Befehle des Führers verwechselte und direkt zur Stöberarbeit überging. Ja, hundsverreckt ärgerlich! Wer kennt es nicht aus eigener leidvoller Erfahrung: Der Mensch plant und denkt und der Dackel lenkt. Man kann es nicht ändern – leider konnte das Gespann in den weiteren Prüfungsverlauf nicht mehr eingreifen.

Ein weiterer Proband, zwar sicher an deutscher Eiche vertäut, jedoch mit der Zuversicht des noch deutscheren Dackels ausgestattet, entschied sich spontan, den Baum zu Fall zu bringen. Das Vorhaben glückte zwar nicht, jedoch zählt bereits der Versuch als grobe Missachtung der Prüfungsordnung.

Die Stöberarbeit – Pragmatismus trifft Skepsis

Die verbliebenen Hunde stellten sich nun einer jagdlichen Situation, die man wahrlich nicht alle Tage erlebt: Teils minderjährige Treiber durchkämmten den Stadtwald, lediglich mit einer Flinte bewaffnet, und riefen nach dem Schwarzwild. Den Dackeln war ihre Skepsis über die Erfolgsaussichten dieser höchst eigentümlich anmutenden Jagdpraxis deutlich anzusehen. Doch auch Pragmatismus ist eine ausgeprägte Charaktereigenschaft des Dachshundes – wer ein Würstchen als Belohnung will, kritisiert den Alten besser nicht und bleibt einfach brav liegen. Die Hunde sollten Recht behalten: Die Strecke belief sich auf zwei abgestorbene Äste und gemischtes Laubwerk. Ja, Dackel können milde lächeln und gleichzeitig genüsslich auf der Wurst kauen.

Moderne Technik trifft alte Jagdkunst

Das so ausgedünnte Starterfeld machte sich nun, deutlich demütiger und überaus dankbar, die ersten Strapazen überstanden zu haben, auf zur eigentlichen Stöberarbeit. Jährlich statten uns skandinavische Firmen mit neuesten, in China gefertigten Ortungshilfen aus. Für jeden Geschmack an Farbe, Größe und Einsatzzweck ist etwas dabei. Auch ich hatte mir per Overnight-Express so ein Wundergerät senden lassen, um nicht als hoffnungslos altmodisch dazustehen mit irgendeinem Gerümpel aus dem Vorjahr, von dem schon niemand mehr den genauen Hersteller kennt. Außerdem sind die alten Dinger ja auch schmutzig.

Der erste „Sausage Dog“ wurde also geschnallt und „wurstelte“ sich durch Brombeeren und Buchenlaub. Nach kurzer Suche ertönte der erlösende Laut: Capreolus capreolus – und gleich mehrere dieser scheuen Waldgeister! Erleichterung bei den Hundeführern, denn wo zwei sind, gibt es bestimmt noch weitere für die anderen Hunde. Durch listiges Manövrieren mit der angebrachten Ortungshilfe konnten die ersten Vierbeiner recht zügig wieder dingfest gemacht werden.

Ein Dackel jedoch ist sich sowohl seiner torpedoförmigen Körperform als auch des Ersatzteilrepertoirs seines Führers durchaus bewusst. Doch auch dieser Proband wurde im erlaubten zeitlichen Rahmen erfolgreich eingebracht und sicher am Führungsriemen verwahrt. Ein weiterer Prüfungsteilnehmer entschied sich gegen das Stöbern, jedoch zum Verdruss seines Führers, der das – wenn auch an manchen Tagen unpassende – Fernbleiben des Dackels an diesem Tage herzlich begrüßt hätte. Auch durch wiederholtes Zureden ließ sich das Tier nicht erweichen – die sprichwörtliche Sturheit der Dackel in Reinkultur.

Mediterrane Belohnung nach getaner Arbeit

So durchlief das gesamte Prüfungspersonal mit Prüfungsleitung, Richtern und Teilnehmern die Parzellen und fand hier und da Wild, an anderen Stellen eben nicht. Durch die vorzügliche Vorbereitung und straffe Organisation gelang es den Verantwortlichen, das Prüfungsgeschehen zur optimalen Zeit zurück an besagten Golfplatz zu lenken, um den örtlichen Italiener heimzusuchen.

Auf der sonnigen Terrasse sitzend, bei mediterranen Köstlichkeiten, sinnierte manch einer, weshalb man den gefährlichen Zeckenstich im Wald riskiert, während die ganze Zeit der rettende Grappa und Vitello tonnato so verlockend nahe waren. Für den verwöhnten Stadtneurotiker wahrhaft unverständlich! Das Richterkonsortium mühte sich noch mit Kalkulationen und der Paraphe, während die Gespanne bereits ins verdiente Schlemmen übergingen.

Die Krönung: Preisverleihung und Suchensieg

Nahtlos ging das Geschehen in die Preisverteilung über. Fünf Gespanne konnten den Prüfungstag erfolgreich beenden und wurden mit zwei zweiten Preisen und drei ersten Preisen prämiert. Mit wachsender Spannung durfte ich registrieren, dass bei schwindendem Papierstapel Gwendolyns Name bisher nicht gefallen war. Und als letztes wurde Gwendolyn für ihre Stöberarbeit mit einem ersten Preis und dem Suchensieg prämiert! Die große Freude des Führers registrierte die Dame jedoch nicht, da sie sich nicht von den drei heiligen P – Pizza, Pasta und Pesto – ablenken lassen mochte.

Dank und Würdigung

Wer sich bis zu diesem Punkt des Berichtes durchgekämpft hat, darf sich als durchaus tapfer bezeichnen und hat es verdient, die Teilnehmer und Richter zu erfahren. Die Lesefaulen sind direkt ans Ende gesprungen in der Hoffnung, hier in gewohnter Manier mit Ergebnissen bedient zu werden – auch diese sollen nicht enttäuscht werden.

Ich möchte mich bei der Sektion Würzburg für die vorbildliche Organisation bedanken (Prüfungsleitung Dr. Stefanie Grün) und bei den Richtern Elmar Brückner, Karlheinz Müller und Stephan Jehle für ihr offenes, faires und differenzierendes Richten. Wie immer war die Verpflegung hervorragend und keineswegs eine Selbstverständlichkeit, gehört aber zweifellos zu einem gelungenen Prüfungstag.

Natürlich gratuliere ich allen Gespannen, die die Prüfung bestehen konnten, und möchte die Gespanne, die heute ohne Urkunde die Heimreise antreten mussten, ermutigen, weiter zu führen und mit dem Hund zu arbeiten. Neben der Freude der Vorbereitung gehört immer auch das Quäntchen Glück dazu.

In diesem Sinne: Ho Rüd Ho und Waidmannsheil für die anstehenden herbstlichen Jagden!

Stolze Dackelbesitzer und zufriedene Richter, stehend von links nach rechts: Heinz Lieser mit Remo vom Kanonenturm FCI, Kilian Schwab mit Coco vom Kürassier FCI, Uwe Schumann, Magnus Latzel mit Gwendolyn vom Kanonenturm FCI, Helmut Berg mit Charly vom Fenrisborn FCI, Jürgen Reinhart mit Diego vom Mariahilfberg FCI, Elmar Brückner (Richter), Karl-Heinz Müller (Richter), Dr. Stefanie Grün (Richterin), Stephan Jehle (Richteranwärter). In der Hocke, von links nach rechts: Emma Brückner, Diana Grün, Roland Wallrapp mit Golden Power of Lindenbach FCI Coco Chanel und Christiane Dümler mit Mücke vom Sulzschlag FCI.

Das Ergebnis:

Gwendolyn vom Kanonenturm FCI
88 Pkt. 1. Preis – Tagessieg
Führer: Magnus Latzel

Coco vom Kürassier FCI 
88 Pkt. 1. Preis
Führer: Kilian Schwab

Mücke vom Sulzschlag FCI
86 Pkt. 1. Preis
Führerin: Christiane Dümler

Golden Power of Lindelbach FCI Coco Chanel
81 Pkt. 2. Preis
Führer: Roland Wallrapp

Diego vom Mariahilfberg FCI    
77 Pkt. 2. Preis
Führer: Jürgen Reinhart